Charles Boetschi
Das eigenwillige Spiel mit der Farbe steht in den großformatigen Gemälden Charles Boetschis im Vordergrund.
Die sehr persönlichen, aus dem Gefühl heraus entstandenen Farbmischungen entziehen sich der gängigen
Begrifflichkeit: Senfgelb? Tomatensuppenrot? Eisblau? Jede Einzelfarbe gewinnt so den Status der
Einzigartigkeit, ihre ursprüngliche Mischung aus Blau, Gelb und Rot ist nicht nachvollziehbar,
wird zu einer unwahrscheinliche Erinnerung. Form und Bildkomposition dagegen sind streng schematisiert
und stellen ein kanalisierendes Gegengewicht zu dieser Farbfülle: Innerhalb der quadratischen
Bildfläche arrangiert Boetschi die Farben in acht rechteckigen Feldern, wobei sich durch die
bloße Quantität eine Farbe als Grundfarbe abzeichnet. Das Verhältnis von Grund zu farbiger Figur
bleibt dabei mit 1:1 im gesamten Werk konstant. Als „Behälter" der überschäumenden Farbe nutzte
Boetschi bis 1994 ein horizontales Raster schwarzer Rechtecke, wodurch die höchstmögliche
Kontrastwirkung zu den angrenzenden Farbfeldern erzielt wurde. Im Ausfallschritt angeordnet,
je zwei schwarze Rechtecke rechts, zwei links, ließ dieser Hintergrund jeweils nur drei
Kollisionspunkte zwischen den Farbfiguren zu. Nur an diesen Zentren konnte ein Dialog zwischen
den EInzelfarben entstehen, wurde ihre Wechselwirkung kontrolliert erfahrbar. Im jüngsten Werk
beginnt Boetschi, dieses strenge Muster aufzulockern - einzelne Rechtecke durchbrechen vertikal
die horizontale Bildrichtung, das eindeutige und neutrale Schwarz wird ersetzt durch eine weitere
Mischfarbe. Gleich einem Schachspiel verkompliziert sich damit die Wechselwirkung der Farben Zug
um Zug. Immer bleibt die Farbe in der Königsposition - Form und Bildaufbau sind nur Zuträger.
Das Regelwerk der abstrakt-geometrischen Tradition übernimmt Boetschi bedenkenlos als Fundus:
Gerade durch ihre Banalität kann die vor-gefundene geometrischen Form zum Rahmen der sich
befreienden Farbe werden.
- 1958 geboren in Kalkutta, Indien, aufgewachsen in Hong Kong und Japan
- 1977-81 Besuch der Kunstgewerbeschulen Zürich und Basel
- 1982-89 ständiger Aufenthalt in New York, USA
- 1992 Eidgenössisches Kunststipendium
- seit 1989 lebt und arbeitet in CH-8586 Erlen, Schweiz
Ausstellungen
- 1994 Galerie Bea Mitschjeta, St. Gallen, Schweiz
- 1995 Galerie Brigitte Weiss, Zürich, Schweiz
- 1996 St. Kathrinen, Schweiz
- 1997 „Kunst 97", Internationale Messe für Gegenwartskunst, Zürich
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