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Markus Daum


Markus Daum bearbeitet in seinen Plastiken ein zentrales Thema der bildhauerischen Tradition - den menschlichen Körper. Es dominiert der weibliche Akt als Verkörperung der Grunderfahrung von Anfang und Ende, Geburt und Tod. Aber die zerklüfteten Körperlandschaften atmen unverwechselbar den Geist der Moderne: Zerstückelung und Flüchtigkeit. Die Oberflächen der monumentalen wie der Kleinplastiken sind eruptiv, wie mit Lava bedeckt. Tiefe Hinterschneidungen und Verwerfungen verleihen den Materialien Bronze und Eisen - an sich mit Härte und Dauerhaftigkeit assoziiert - eine Aura der Zerbrechlichkeit. Die Tendenz zur Auflösung der Form findet aber stets ein Gegengewicht in der Festigkeit der aufrechten Haltung der Figuren. Der Zustand zwischen Werden und Vergehen ist so „genau angedeutet". Das Paradox der „genauen Andeutung" ist dabei notwendige Folge des künstlerischen Anliegens: der visuellen Darstellung von Zeit. Daraus folgt auch die Fragmentform der Arbeiten. Als bewußt gemachte Fragmente verweisen die Plastiken nicht auf ein festgelegtes Ganzes, von dem sie Reststück oder unvollendetes Teil wären. Das Fragment stellt sich vielmehr als das einzig Erreichbare dar, es gesteht die Nichtexistenz des sogenannten „Ganzen" ein. Bewußt setzt Daum seit 1986 Eisen als Gußmateral ein: die Plastiken entwickeln durch Rostfraß ein Eigenleben, von „Vollendung" im Atelier kann nicht die Rede sein. Fragmentarisierung und Zufall werden auch in den Arbeitsprozess integriert. Die Figuren entwickeln sich aus Fundstücken, aus Teilen zerstörter oder älterer Arbeiten. Dabei bleiben die Spuren dieser Entwicklung unverwischt, sind für den Betrachter optisch nachvollziehbar. Allein in der zyklischen Arbeitsweise Daums bewahrt sich ein Rest des „Ganzen": Zeichnungen, Plastik, Skulptur, Graphik und Gemälde werden oft parallel eingesetzt und dokumentieren als „gelebte Zeit" den künstlerischen Prozess.

  • 1959 geboren in Säckingen
  • 1979-81 Steinmetz- und Steinbildhauerlehre in Ravensburg
  • 1982-86 Studium der Bildhauerei, Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart bei Prof. Alfred Hrdlicka
  • 1986-90 Studium der Bildhauerei an der Hochschule der Künste Berlin bei Prof. Rolf Szymanski
  • 1992 Villa Serpentara Stipendium der Akademie der Künste, Berlin in Olevano/ Romano, Italien lebt und arbeitet in Radolfzell und Berlin
    Ausstellungen
  • 1994 „Art Cologne", Galerie Schmücking, Braunschweig, Städtische Museen Heilbronn
  • 1996 Kunstverein Konstanz „Plätze und Platzzeichen", Städtische Museen Heilbronn
  • 1997 „Via Crucis", Dominikanermuseum Rottweil
  • 1998 Galerie Sebastianskapelle, Ulm Galerie Parterre, Berlin
    Literatur
  • Katalog „Markus Daum. Skulptur, Zeichnung, Druckgraphik", Städtische Museen Heilbronn, 1994BR>
  • Katalog „Aus dem Haus der Spiegel", Kunstverein Konstanz, 1996

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