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Johannes Dörflinger


Der Begriff der Metamorphose ist für Johannes Dörflinger seit jeher zentral: Er verweist auf die philosophische Vorstellung von ständigem Wandel, der eingebunden in einen Kreislaufprozess letztlich wieder zur Einheit führt. In den Gouachen und Ölbildern der 70er Jahre drückt sich vor allem die aggressive Seite dieses Weltbildes aus: Das wiederkehrende Thema ist das Verschlingen eines Dinges durch ein anderes. Die menschliche Figur wirkt in dieser Schaffensperiode - sofern sie überhaupt vorkommt - von Auflösung bedroht durch pulsierende Farbzellen. Die Pastelle und Ölbilder der 80er Jahre dagegen strahlen Harmonie aus: Fast immer beginnen Dörflingers Bildideen mit dem Menschen in Bewegung. Dabei taucht die menschliche Figur als Energiezentrum des Bildes so in das Gewebe der großen Farbflächen ein, daß eine Art Mimikry-Effekt entsteht: Zwischen seitlich und von unten in die Bildfläche eindringenden Vielecken löst sich die Grenze des individuellen Körpers auf und verschmilzt harmonisch mit der sie umgebenden Farbstruktur. Lasierende Partien und vor allem pastose Verdichtungen erwecken einen fast stofflichen Eindruck der gedämpften Farben. Veränderungen der Arbeitsmethode erweisen sich bei näherem Hinsehen als Ausfluß einer wachsenden Ökonomisierung und Intensivierung des einen Grundthemas: die Zeichnungen, Bilder, übermalten Polaroids und Skulpturen der jüngsten Werkphase befruchten sich gegenseitig - die Idee des Gestaltwandels manifestiert sich durchgehend im ganzen Werk. Beeinflußt von der Lektüre C.G. Jungs geht es Dörflinger darum, archaische Symbole mit neuem Leben zu erfüllen: Symbole wie Vogel, Baum, Welle, die vier Elemente, das Ei werden aus ihrer habituellen Erstarrung gelöst und dem Ausdruck menschlicher Grunderfahrung nutzbar gemacht. Die esoterischen Lehren des Tarot, der Alchemie und der Mystik fließen dabei in den Schaffensprozess mit ein. Dörflingers Ideal der Ganzheit und seine gedankliche Nähe zu okkulten Lehren lassen ihn unfreiwillig als Exzentriker erscheinen - sein Werk widersetzt sich jeder Art von Modernismus, sei es die Überbetonung des Formalen der 70er Jahre oder die Beliebigkeit der Postmoderne.
  • 1941 geboren in Konstanz
  • 1960-65 Studium der Malerei in Karlsruhe und Berlin, Studienstiftung
  • 1966-68 Aufenthalt in England und USA (Stipendien)
  • 1969 Dozent für Malerei New York University lebt in London, Gozo und Konstanz
    Ausstellungen
  • 1980 Konstanzer Kunstpreis, Kunstverein Konstanz
  • 1985 Cordier & Ekstrom, New York
  • 1986 Galerie Harald Behm, Hamburg
  • 1992 Galerie Holzwarth, Stuttgart
    Literatur
  • David Sylvester: Tarot. Begleittext zur Ausstellung im Institute of Contemporary Arts London 1974
  • Siegfried Gohr: Die Sprache der Zeichnung zwischen Linie und Form bei Johannes Dörflinger, in: Katalog
  • Johannes Dörflinger Konstanzer Kunstpreis 1986, Kunstverein Konstanz 1986

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