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Hubert Kaltenmark


Portrait Hubert Kaltenmarks Umgang mit seinem Material ist behutsam: Den Steinplastiken ist die ursprüngliche Bergung aus dem Steinbruch oft noch anzusehen, Schleif- und Meißelspuren treten unaufdringlich neben die natürliche Korrosion. Der Formwillen des Künstlers begrenzt sich freiwillig angesichts der erdgeschichtlichen Würde des Materials - der Stein als Geheimnis, als Partner, als Gegenüber verbietet eine schlicht funktionale Herangehensweise. Um dem Geheimnis des Steins auf die Spur zu kommen ist eine Grenzverletzung unvermeidlich: Feine Bohrungen entlang einer imaginären Linie zeugen von der Frage des Künstlers nach dem Innen hinter dem Außen. Durch Verschleifen in ihrer Aggressivität gemildert ähneln die Bohrungen eher Tropfspuren, Zeichen für die geduldige Insistenz des Fragens. Aber auch die selbstauferlegte Zurückhaltung kann das Beobachterparadox nicht umgehen - Innen verwandelt sich unter dem bohrenden Zugriff in Außen, die Frage verfehlt zwangsläufig das, worauf sie abzielt. Die Plastiken vermitteln so weniger eine Antwort als vielmehr den Weg des Fragenden, die Frage selbst. Seit 1993 arbeitet Kaltenmark neben Kalkstein, Sandstein und Marmor auch mit Grünspan. Als reines Hüllenmaterial versinnbildlicht Grünspan zunächst das reine Außen - als Skulptur geformt entsteht wiederum ein Innen-Außen Bezug. In kleinen Glasvitrinen aufbewahrt, wirken die Grünspanarbeiten so unberührbar wie ein religiöser Schrein. Der Vorgang der Herstellung - Züchtung von Grünspan aus alten Bronzebuchstaben, Formung durch Pappbehälter, Fixierung durch Zellstoff und Kleister - ist für den Betrachter nicht nachvollziehbar, jeder Versuch, mit Fingern und Blicken zu be-greifen würde zur Zerstörung führen. Das Innere erweist sich so als wesenhaft Unsichtbares, es entzieht sich dem Wissen und öffnet sich nur dem Glauben.

  • 1961 geboren in Tübingen
  • 1978 Steinmetzausbildung
  • 1986 Meisterklasse für Steinbildhauer bei E.Rager und E.Vollmer, Aschaffenburg
  • 1990 Aufenthalt in Island
  • seit 1988 lebt und arbeitet in Kressbronn
    Atelieradresse: zieht bald um (in Kressbronn)
    Ausstellungen
  • 1991 Kunsthalle Wil, Schweiz, Bodensee-Künstlertreffen
  • 1995 Kulturgemeinschaft Kressbronn, Galerie „Lände", Projekt „Tod"
  • 1997 Tokio, Axis Gallery Villa Bosch, Kunstverein Radolfzell, „Blau-Weiß"
    Literatur
  • Gerhard Schaugg: „Die Botschaft der Steine", in: „Münster - Zeitschrift für christliche Kunst", 1994
  • Katalog „Viermalfünf auf Sechsmaldrei", Beitrag zur Rauminstallation Hubert Kaltenmarks in der Kunsthalle Prisma, CH-Arbon, 1994

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