Guido Kasper
Bildunterschrift
Guido Kasper ist sich der „Antiquiertheit" seines Mediums, der Kamerafotografie, bewußt - vor
dem Hintergrund neuer Technologien scheint das alte „Handwerk" längst überholt zu sein. Aber
die scheinbaren Schwächen des Mediums verwandeln sich unter dem phänomenologischen Blick des
Fotografen in Stärken: Gegen die Beschleunigung von Film und Video setzt er eine Weltsicht
der Langsamkeit, in der Zeit und Raum wieder sinnlich erfahrbar werden. Puristisch begrenzt
sich Kasper auf die der Fotografie eigenen Mittel: das Spiel mit Perspektive, Licht, Ausschnitt
und Vergrößerung bleibt immer dem Objekt verhaftet. Fern von jeglicher Sensationslust sind auch
die stets wiederkehrenden Motive wie Wälder, Wege, Straßen. Nicht inszeniert, sondern
gefunden, nicht verfremdet, sondern in ihrem Wesentlichen erfasst sind Kaspers
Bildobjekte. Fünfzehn Jahre Tätigkeit als Theaterfotograf und Regieassistent schärften
Kaspers Blick für das Eigentümliche der Fotografie: Licht und Schatten als vorrangige
Wirkprinzipien. Auch die Vorliebe für serielle Fotosequenzen stammt daher. In der Spannung
von Einzelbild und Serie wird der repetitive Charakter der Fotografie unterstrichen, das
einzelne Bild wird demystifiziert. Beeinflußt von Jochen Gerz und Jean Le Gac nähern sich
seine Bilderserien der konzeptuellen Fotografie - es entstehen Beobachtungen über die medialen
Bedingtheiten der Fotografie, über die Prägung unseres Sehens, über den nicht festzulegenden
Status der Fotografie zwischen öffentlichem und privatem Raum. Dabei sieht sich Kasper immer
auch als Dokumentator einer schwindenden Welt, schwankend zwischen der „Lust am Sterben" und
der Trauer über die vergangene Schönheit. Leben wird so zur Archivgeschichte, wobei die
Konstruiertheit des Dokumentarischen in den Blick fällt: Kaspers Objekte sind nicht aktuell,
sondern sie werden es erst durch die fotografische Bannung.
- 1957 geboren in Müllheim/ Baden
- 1977-80 Studium der Germanistik und Philosophie in Freiburg, autodidaktische
Beschäftigung mit der Fotografie
- 1978-82 Regieassistenz an den Städtischen Bühnen in Freiburg und Konstanz,
seitdem als freischaffender Fotograf, Regisseur und bildender Künstler tätig
Ausstellungen
- 1984 Stadttheater Konstanz
- 1988 Typophoto-Galerie Rielasingen: „Pinsel-Entwicklungen"
- 1989 KN-Neu, Gemeinschaftsausstellung, Kunstverein Konstanz
- 1990 Typophoto-Galerie Singen: „WespenDunkelKammer"
- 1991 Umspannwerk Singen/ Htw.: „Lichtbilderstraße"
Literatur
- Katalog zur Ausstellung „Lichtbilderstraße", Umspannwerk Singen, 5. Mai - 2. Juni 1991,
Städtisches Kunstmuseum Singen/ Htw. (Hg.)
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