Martin Maeder
Martin Maeders Bildsprache ist seit den 80er Jahren Ausdruck einer künstlerisch-wissenschaftlichen
Archäologie, einer Suche nach dem gleichursprünglichen Ausgangspunkt von Schrift und Bild. Maeder
nimmt Bezug auf archaische Schriften der Hethiter, Hopi-Indianer und Aborigines, die als Sinnbilder
auf die anfängliche Ungetrenntheit von Ratio (Zeichen) und Mythos (Bild) verweisen. In subjektiver
Weiterentwicklung der Schriftzeichen wird die Grenzverwischung zwischen Zeichen und Bild vorangetrieben:
architektonische Elemente werden zu Zeichen abstrahiert, Schriftzeichen zu mythologischen Figuren
konkretisiert. Auch in den technisch facettenreichen Arbeiten der 90er Jahre bleibt der vom Menschen
zu leistende Akt der Sinn-gebung und Be-deutung als Thema virulent: Fast immer geht es Maeder um ein
Durchdringen von Oberflächen und Grenzen, um Einsicht in das scheinbar Verschlossene. Sinngebung
erscheint so als Resultat von Arbeit: Zeit, Energie und einheitliche Richtung sind die erforderlichen
Faktoren, sowohl für die Erzeugung von künstlerischen Zeichen wie auch für das Verständnis der
Betrachters. So zweigt Maeder aus der modernen Reizflut Bild- und Textquellen ab, um sie für
seine eigene Zeichensprache künstlerisch nutzbar zu machen. Collagen aus Transparentpapier verdeutlichen
den zu jeglicher Interpretation nötigen Blickwechsel zwischen Oberfläche und Tiefe: Durch Besprühen mit
metallischen Farben wird der nicht-reflektorische Charakter des transparenten Materials noch
verstärkt - einem Guckkasten ähnlich, scheinen hinter dem Papier formelhafte Bildzeichen auf,
die in ihrer Rätselhaftigkeit zur weiteren Durchdringung auffordern. Die menschliche Wahrnehmung
als Quelle der Sinngebung ist ein weiteres Schlüsselthema: Installative Arbeiten loten im Spiel
mit Bildrahmen, Format und Hängung die Grenzen der traditionellen Bildauffassung aus.
- 1955 geboren in Zürich
- 1976-77 Escuela de Bellas Artes, Toledo
- 1977-78 Central School of Arts, London
- 1978-80 Freie Kunstschule Nürtingen
- lebt und arbeitet in CH-8280 Kreuzlingen, Berneggstraße 11a,
Tel.: (0041) 71/ 6 72 37 12
Ausstellungen
- 1990 E‘Galerie Zürich
- 1991 Installation im Umspannwerk Singen
- 1992 Galerie A, Abtwil
- 1994 Eisenwerk Frauenfeld, Schweiz
Literatur
- „Martin Maeder", Reihe „Thurgauer Künstler", hg. v. E‘Galerie, Zürich, 1990
- Katalog: Transformation, hg. v. Städtisches Kunstmuseum, Singen 1992
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