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Roman Signer


Roman Signers Werk kreist um die Erweiterung des Skulpturbegriffs: Raum als Umschließen von Volumen und Leere wird ergänzt durch die zeitliche Dimension, durch Zufall und die Einbeziehung von Naturkräften. Ob autonomes Objekt, raumbezogene Installation oder Aktion - immer ist die Skulptur als prozesshafter Vorgang gedacht, der vom Betrachter entweder rekonsturiert oder mitvollzogen werden muß. Die Vorgehensweise ähnelt einem wissenschaftlichen Experiment: Ausgangspunkt, Ablauf, Resultat werden genau erfasst und berechnet. Trotzdem bleibt der Ausgang ungewiß, bleibt auch die Möglichkeit des Scheiterns. Denn im Brennpunkt der Arbeiten steht das Potential möglicher Zustandsveränderungen: Elementare Naturkräfte wie Gewicht, Druck, Zug, Ausdehnung und Zusammenziehen sind die eigentlichen schöpferischen Agenten, Roman Signer tritt nur als Auslöser auf. So werden Urelemente wie Feuer, Wasser, Luft und Erde entgegen ihrer wesenhaften Flüchtigkeit gestalterisch erfasst, wodurch die physische Energie des Schöpfungsprozess sichtbar wird. Seit 1981 bringt sich Signer zunehmend als Person in die Skulpturen ein. Aufsehen erregen vor allem Aktionen, in denen Sprengungen oder Raketen eine schnelle Veränderung des Energiepotentials herbeiführen: Die Zündschnur ist für Signer Urtypus der Zeitskulptur, da hier langsames Brennen und plötzliche Explosion das Aufeinandertreffen zweier scheinbar verschiedener Raum-Zeit-Gefüge visualisieren. Alltägliche Gebrauchsgegenstände wie Tische, Hocker, Fässer, Fahrräder gewinnen durch die explosiven Konstellationen eine fast magische Qualität - die ihnen eignende „Gemütlichkeit" wird als Illusion entlarvt, die allgegenwärtige Fragilität der Lebensvorgänge aufgedeckt. Diese „kleinen Katastrophen" verdeutlichen in ihrer Inszeniertheit den nie zu kontrollierenden Rest an potentieller Energie, der sich gerade in unserer beschleunigten Welt unvermutet entladen kann. Signer nennt diese Aktionen „Ereignisse", da die Auflösung von massiver Materie ins Immaterielle oft nur im Gedächtnisraum oder mit Hilfe von Fotografien und Videos rekonstruiert werden kann.

  • 1938 geboren in Appenzell/ Schweiz
  • 1959-66 arbeitet als Bauzeichner
  • 1969-71 Kunstgewerbeschule Luzern/ Bildhauerklasse
  • 1971-72 Kunstakademie Warschau
  • ab 1977 lebt und arbeitet in CH-9000 St. Gallen, Obere Mühlentreppe 2 Tel.: (0041) 71/ 2 23 40 79
    Ausstellungen
  • 1993 Raum aktueller Kunst, Wien Kunstmuseum, St. Gallen
  • 1994 Europäisches Kultur-Zentrum, Erfurt/ Thüringen
  • 1997 Goldie Paley Gallery, Moore College of Art and Design, Philadelphia Galerie Vayhinger, Radolfzell
  • 1998 Galerie Barbara Weiss, Berlin Kunstpreis Konstanz, Kunstverein Konstanz
    Literatur
  • Corinne Schatz: Roman Signer. Skulptur, Verlag Vexer St. Gallen, 1988
  • Katalog Roman Signer. Skulptur, Verlag Oktagon, München/ Stuttgart, 1993