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Conrad Steiner


Conrad Steiners großformatige Öl- und Acrylbilder erzeugen ein Farbflimmern, das scheinbar ohne esetzmäßigkeit ist: Unverbunden nebeneinander gesetzte Pinselstriche füllen die Leinwand aus, die Farbkörper wechseln beständig ihren Standort zwischen Nähe und Ferne. Allmählich jedoch "gewöhnt" sich das Auge an die Farbenflut und es treten Strukturen hervor, die Assoziationen an Landschaften oder Torsi wachrufen. Ordnung und Chaos sind die zwei Pole dieser Malerei - jedoch nicht als Gegensatz formuliert, sondern als sich gegenseitig bedingendes Paradox der "unstrukturierten Struktur": Die Gesetzmäßigkeiten sind nicht schon im Entwurf festgelegt, sondern entwickeln sich im Idealfall organisch aus dem Arbeitsprozess selbst. Conrad Steiner knüpft dabei an die Anfänge der abstrakten Malerei an: Der künstlerische Akt gerät zum Versuch, Natur nicht nachzuahmen sondern eigengesetzlich neu entstehen zu lassen. Die Sehnsucht nach Einheit und nach einer natürlichen, nicht durch Begriffe getrübten Wahrnehmung mag heute antiquiert erscheinen, ebenso wie das Medium der Malerei selbst. Aber im Werk Conrad Steiners zeigt sich, daß die Fragestellung der frühen Moderne in der Postmoderne nicht gelöst, sondern nur beiseite gelegt ist - die Sehnsucht nach dem Ganzen bleibt. Im großen Bildformat wird die Problematik dieses Einheitsgedankens für Maler und Betrachter spürbar: Die Bildfläche ist nicht mit einem Mal erfassbar, fast immer fällt die Aufmerksamkeit auf ein Energiezentrum, das die Bildharmonie stört: Es bilden sich Wirbel in der Pinselführung, Farbknäuel mit grellen Hell-Dunkel Kontrasten. Das traditionelle Pathos des großen Formats weicht hier einem Eingeständnis des Scheiterns im Ringen um Intimität und Aneignung. Gleichzeitig wird dieses Scheitern als notwendig akzeptiert, um die Pole der Ordnung und des Chaos im Gleichgewicht zu halten.

  • 1957 geboren in CH-Schaffhausen
  • 1976 Jahresaufenthalt in Brasilien
  • 1981-85 Schule für Gestaltung, Zürich
  • 1985-86 Akademie für Bildhauerei, Wien
  • seit 1992 lebt und arbeitet in CH-8527 Berg

    Ausstellungen
  • 1993 Thurgauer Kunstmuseum, Kartause Ittingen, CH-Warth Adolf-Dietrich-Förderpreis der Thurgauer Kunstgesellschaft
  • 1994 Galerie Adrian Bleisch, CH-Arbon
  • 1998 Kunsthalle Prisma, CH-Arbon Forum Vebikus (Verein bildender Künstler), CH-Schaffhausen
    Literatur
  • Christoph Vögele: "Adolf Dietrich Förderpreis", in: Bodenseehafte 12/1993
  • „Nahe Blicke mit fremden Augen", 20 s/w Reproduktionen, mit einem Text von Markus Landert, hg.v. Kunstmuseum des Kantons Thurgau, Kartause Ittingen, 1995
  • „Katalog: Conrad Steiner. Schweberäume/ Bilder - ´93, Thurgauische Kunstgesellschaft, 1994